Enzyme – Wirkung auf unseren Körper
Enzyme finden sich in unseren Körperzellen. Viele spezifische Enzyme haben ihre Tätigkeit und Ursprung in bestimmten Organen wie z.B. Leber, Herz, Nieren, Milz und für die Verdauung im Magen, dem Dünndarm und der Bauchspeicheldrüse. Bereits beim Kauen im Mund werden Enzyme über den Speichel abgesondert und der erste Verdauungsschritt beginnt. Die im Körper produzierten aber auch über die Nahrung aufgenommenen Verdauungsenzyme dienen der chemischen Aufspaltung der Nahrung. Enzyme sind selber Proteine (Eiweisse), die aus Aminosäurenketten bestehen. Kommen Sie z.B. über die Mundschleimhaut oder auch über die Magen- und Darmschleimhaut mit Fetten, Kohlenhydraten (Sacchariden bzw. Zuckerarten) oder anderen Proteinen in Berührung, so beginnen sie mit der Zerlegung dieser Nährstoffe. Fette werden in Fettsäuren (Triglyceride) und Proteine in Aminosäuren zerlegt und Kohlenhydrate werden in einzelne Saccharide aufgespalten. Erst in diesem Zustand kann der Körper die einzelnen Bausteine verwenden. Vereinfacht gesagt, werden mittels dieser Bausteine und weiterer Stoffe wie Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe etc. im Stoffwechsel des menschlichen Körpers, die laufende Zellerneuerung forciert, die Energie- und Wärmeversorgung geregelt und das Immunsystem angeregt.
Mangel an Verdauungsenzymen
Eines der klarsten Beispiele ist die Laktoseintoleranz beim Menschen. Die Laktose (Milchzucker) findet sich sowohl in menschlicher wie auch tierischer Milch. Die Verdauung des Säuglings ist so ausgelegt, dass sie den Milchzucker problemlos mittels des Enzyms Lactase in die beiden Zuckerarten Glucose (Traubenzucker) und Galactose (Schleimzucker) aufspalten kann und somit richtig verdaut wird. Somit kommt es so gut wie nie zur Laktoseintoleranz bei Säuglingen. Verträgt nun ein Säugling oder Kleinkind keine Kuhmilch, liegt dies oft an der anderen Proteinzusammensetzung (schwerverdauliches Casein) der tierischen Milch gegenüber der menschlichen Milch. Zudem weist die tierische Milch einen dreimal höheren Proteingehalt auf als die vom Menschen. Die Nieren des Säuglings sind überfordert, die überschüssigen Proteine abzubauen. Man spricht dann von einer Kuhmilchunverträglichkeit.
Erst Jahre nach dem Abstillen und ohne weitere Milchzufuhr durch tierische Quellen tritt eine Laktoseintoleranz ein. Was beim überwiegenden Teil der Weltbevölkerung der Fall ist. Der Körper verlernt schlichtweg die Verdauung des Milchzuckers mittels Enzymausschüttung, weil er das Verdauungsenzym Lactase nicht oder in zu geringen Mengen produziert. In Ländern, wo tierische Milch ein Grundnahrungsmittel ist, tritt die Intoleranz seltener auf (ca. 20% der Schweizer Bevölkerung). Jedoch kommt es oft vor, dass mit zunehmendem Alter nur noch kleine Mengen an reiner Milch vertragen werden. Milchprodukte wie Käse, Quark oder Joghurt werden aufgrund des geringeren Milchzuckergehalts (Abbau des Zuckers durch Fermentation) besser vertragen. Lässt sich nun für jene Personen ein milchreiches Essen nicht umgehen, so kann die Einnahme eines Enzympräparates vor dem Essen Verdauungsbeschwerden vorbeugen oder zumindest lindern.
Nahrung als Enzymquelle
Wer wenig rohes Gemüse, Obst oder Salat konsumiert, kommt nur spärlich an pflanzliche Enzyme. Enzyme werden durch Erhitzung zerstört, man spricht auch von denaturierter Nahrung. Dies passiert bei vielen Enzymen bereits ab ca. 42 Grad Celsius. Wenn der menschliche Körper durch Fieber auf 42.6 Grad Celsius ansteigt, tritt der Tod ein. Dies liegt daran, dass dabei mit unseren körpereigenen Enzymen dasselbe passiert.
Isst man täglich rohes Gemüse und Früchte z.B. Karotten, ungekochtes Sauerkraut und anderes Kohlgemüse, Sprossen, Fenchel, Ananas, Mango, Papaya, Kiwis oder Äpfel, unterstützt man damit seine Verdauung und der Körper muss weniger Energie für die Enzymproduktion zur Verfügung stellen. Dabei müssen nicht grosse Mengen an Rohkost verspeist werden. Das rohe Gemüse eignet sich, vor den Hauptmahlzeiten zu essen. Früchte sollten besser nicht zu den Hauptmahlzeiten gegessen werden, sondern zwischendurch als Snack, bevorzugt auf nüchternen Magen. Zudem produzieren gewisse Mikroorganismen ebenfalls Verdauungsenyzme.
Eine Auflistung von erforschten Verdauungsenzymen
BromelainDas Enzym wird aus der Ananas gewonnen, dient der Proteinverdauung und hat eine entzündungshemmende Wirkung. Bromelain ist zudem wundheilend und wird z.B. bei Psoriasis angewendet.
PapainDas Enzym in der Papayaschale und den Kernen der Papaya hat eine breite eiweissspaltende Wirkung. Papain wirkt gegen Darmparasiten, unterstützt das Immunsystem und ist entzündungshemmend. Die Verdauung eines Bestandteils des Glutens Gliadin wird durch Papain gefördert, was für Zöliakie-Betroffene positiv ist.
AmylaseDas Enzym wird entweder von Bakterien und Schimmelpilze erzeugt, kann aber auch tierischen Ursprungs sein. Es zerlegt Stärken (Polysaccharide) in seine Zuckerbestandteile. Polysaccharide sind z.B. in Kartoffeln, Hülsenfrüchten und Getreiden. Polysaccharide zählen zu den gesunden Kohlenhydraten, sind geschmacksneutral und werden nur langsam abgebaut. Sie treiben den Blutzuckerspiegel nicht so schnell nach oben, wie z.B. Einfachzucker und sind dadurch für Diabetiker geeigneter.
LipaseDiese Verdauungsenzyme spalten Nahrungsfette in Fettsäuren und ermöglichen so deren Aufnahme. Lipasen werden für die Sojasaucenherstellung verwendet und finden sich z.B. in der japanischen Miso (Würzpaste). Die japanisch / asiatische Bevölkerung nimmt daher mehr von diesem Enzym über die Nahrung zu sich. Lipasen können aus verschiedenen Quellen isoliert werden. Bestimmte Mikroorganismen oder aber Tiere wie das Hausschwein (z.B. aus der Schweinepankreas) erzeugen sie.
GalactosidaseBeta-Galactosidase bzw. Lactase ist ein Enzym, das den Milchzucker im Dünndarm in seine Zuckerbestandteile zerlegt. Dadurch können Magen- und Darmbeschwerden reduzieren werden. Wer jedoch an einer schweren Laktoseintoleranz leidet, greift für gewöhnlich zu hochdosierten Lactasetabletten, um sicher zu gehen, dass sämtlicher Milchzucker verdaut wird. Überschüssige Beta-Galactosidase wird nicht in den Blutkreislauf aufgenommen, sondern verdaut oder mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Glacatosidase kann mittels Schimmelpilze erzeugt werden.
CellulaseDas Enzym spaltet Cellulose auf, welche in allen Pflanzen vorkommt. Es gibt nur einige wenige Tiere und Insekten, die die Cellulase selber bilden können z.B. Weinbergschnecken, Muscheln, Krebse und Termiten. Kühe und Pferde selber produzieren dieses Enzym nicht. Ihnen dienen dafür Mikroorganismen im Verdauungstrakt. Cellulase erhöht den Nährwert von Früchten und Gemüse.
PhytaseDieses Enzym baut die Phytinsäure ab und setzt gebundenes Phosphat frei. Dieses phytinsäureabbauende Enzym wird nicht im menschlichen Darm produziert. Die Phytinsäure kommt in Getreidesamen, Nüssen, Kernen und Hülsenfrüchten vor. Die Phytinsäure behindert die Aufnahme von Mineralien aus der Nahrung. Jedoch hat sie auch positive Eigenschaften. So verlangsamt sie die Aufspaltung von Kohlenhydraten, was den Insulinspiegel nicht so schnell ansteigen lässt und vor allem Diabetikern zugute kommt. Wird das Getreide angekeimt oder gar fermentiert, so kann ein grosser Teil der Phytinsäure abgebaut werden. Die Bakterien beim Fermentieren erhöhen zudem den Gehalt an Vitaminen und die Bioverfügbarkeit sämtlicher Inhaltsstoffe.