Milchsäurebakterien

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 Probiotische MilchsäurebakterienAktualisiert: 24.02.2020

Verwendung in der Naturheilkunde

Milchsäurebakterien sind natürlich im Verdauungstrakt, der Vaginalflora der Frau und auf den Mundschleimhäuten vorkommende Mikroorganismen. Es wird immer deutlicher, dass der Gesundheitszustand des Menschen in hohem Masse von den verschiedenen mikrobiellen Ansammlungen, insbesondere auf unseren Schleimhäuten, abhängt.  Ein überwiegender Anteil von Milchsäurebakterien leisten einen unentbehrlichen Beitrag beim Verdauungsprozess vom Mund bis zum Hinterausgang und der Aufrechterhaltung des Immunsystems sowie der emotionalen und kognitiven Verfassung.

Nur wenige Arten und Unterarten sind für uns Menschen schädlich. Für den Menschen nützliche Arten sind z.B. Bifidobakterien, Laktobazillen und einige Arten der Zuckerhefen. Diese Arten halten krankmachende Bakterien, Viren und Pilze davon ab, sich zu stark zu vermehren. Durch die Senkung des ph-Wertes im Dickdarms schaffen sie eine Umgebung, die für Kolibakterien, Salmonellen und Fäulnisbakterien äusserst unangenehm ist. Die Ausscheidungen von Milchsäurebakterien, sogenannte Hemmstoffe (Bakteriozine, Wasserstoffperoxid) helfen ihnen Krankheitserreger wie Listerien, Clostridien oder Pilze abzuwehren und so deren Vermehrung zu verhindern oder zumindest einzudämmen.

Bifidobakterien werden beim Reizdarmsyndrom eingesetzt, da sie bei Verstopfungen oder Durchfall die Stuhlkonsistenz normalisieren und Blähungen lindern. Sie helfen Frauen bei Scheidenpilzinfekten ein gesundes Milieu wieder herzustellen. Bei Kleinkindern helfen genügend Bifidobakterien die nekrotisierende Enterokolitis, eine schwere Darmerkrankung, fernzuhalten. Zudem stimulieren sie das Immunsystem durch die Anregung von Antikörpern wie Leukozyten (weisse Blutkörperchen) und Phagozyten (Fresszellen). Damit dienen sie unserem Immunsystem als regelmässige Trainingspartner. Nach einer Antibiotika-Behandlung helfen Milchsäurebakterien die Darmflora schneller zu regenerieren und dämmen das Wachstum von unerwünschten Darmpilzen ein.

Bestimmte Lactobazillen produzieren Lactate (Salze und Ester der Milchsäure), die als Energieträger verwertet werden. Das Lactat aus der rechtsdrehenden Milchsäure ist der linksdrehenden Milchsäure vorzuziehen. Der Körper produziert bei hoher Belastung selber Lactate, um die Skelettmuskulatur und Herzmuskulatur (bis zu 60% seines Energiebedarfs) zu versorgen. Milchsäurebakterien erzeugen zudem Enzyme, die bei der Verdauung helfen indem diese die Nahrungsmittel in ihre verwertbaren Bausteine zerlegen. Weiter wird die Milchzuckerverträglichkeit verbessert.

Mehr erfahren – Was ist ein Probiotika

 

Bakterienstämme

 

Bifidobacterium bifidum

Homofermativer Stamm, der Milchsäure produziert und kein Ethanol und Kohlendioxid. Hilft gegen krankmachende Keime. Bei Säuglingen vergährt er überflüssige Milchsäure und hilft bei Darmerkrankungen wie nekrotisierende Enterokolitis, wie Untersuchungen an Ratten zeigen [4].
Bifidobacterium breve
Wandelt Zucker in Milch- und Essigsäure und hilft so das Wachstum von anderen schädlichen Bakterien im Darm zu verindern. Dieser Stamm wird wissenschaftlich untersucht bei der Behandlung von Alzheimer. Studien an Mäusen zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Verlangsamung und Umkehr der Alzheimerkrankheit [6]. Eine von Bioscience of Microbiota, Food and Heath (BMFH) durchgeführte Studie legt nahe, dass die Behandlung von übergewichtigen Patienten mit dem B-3-Stamm vom Bifidobacterium breve die Fettleibigkeit stoppen oder umkehren kann [7]. Das Ergebnis muss mit weiteren Studien jedoch belegt werden.
Bifidobacterium lactis
Produzieren Milch- und Essigsäuren und schützen vor krankmachenden Keimen. Sehr widerstandsfähig gegenüber von Magen- und Gallensäure, so dass sie im Darm ankommen können. Unabhänig von körperlicher Aktivität und Ballastoffen konnte in einer Studie [8] mit B. Lactis angereicherten Milchprodukten gezeigt werden, dass sich körperliche Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen nach nur zwei Wochen verbesserten. Bei Säuglingen verringert B. Lactis die Durchlässigkeit der Darmschleimhäute für Makromoleküle [9]. Symptome von allergischen Reaktionen werden durch B. Lactis verringert [10]. Studien an Kindern zeigen das B. Lactis bei Durchfallerkrankungen helfen [11].
Bifidobacterium longum
Widerstandsfähig gegen Magen- und Gallensäure und können so gut den Darm erreichen. Mit B. Longum fermentiert Milchprodukte wurden in einer Studie an 32 menschlichen Probanden getestet mit dem Ergebnis, dass sich das Gesamtcholesterin senkte. [12]
Bifidobacterium infantis
B. infantis hat in einer Studie [13] an 362 Reizdarmsyndrompatienten (IBS) bei Blähungen, Bauchschmerzen, Darmfunktionsstörungen bei einer Menge von 108 KBE die besten Ergebnisse erzielt ggü. höheren 1010 KBE oder geringeren 106 KBE Dosierungen.
Lactobacillus acidophilus
Besiedelt neben dem Darm, auch den Mund und die Genitalschleimhäute bei der Frau und den erweiterten Bereich kurz vor der Harnröhrenöffnung beim Mann. L. acidophilus ist aufgrund seiner Ausscheidungen pilzhemmend u.a. Candida albicans [15][16]. L. acidophilus produziert zwei natürliche Antibiotika (Acidolin, Acidophilin), die für uns Menschen unschädlich sind [17][18].
Lactobacillus sakei
L. sakei wird z.B. bei der Fleischverarbeitung gegen das Ausbreiten von Listerien eingesetzt. L. sakei wurde auch bei Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) in einer Studie[19] an Tieren erfolgreich eingesetzt und hat das Potenzial diese Krankheit vorzubeugen und zu behandeln. Es zeigte sich das Menschen, die oft an Sinusitis erkranken, eine gestörte Mikrobiota ausweisen. Diese ist zu wenig reichhaltig und gleichmässig. Bei gesunden Probanden kommt das Bakterium L. sakei in einer sehr hohen Zahl vor in der Sinusschleimhaut, weshalb dieses für die Tests an Mäusen gewählt wurde.
Lactobacillus johnsonii
Besiedelt neben dem Darm auch die Vaginalflora und hält den ph-Wert in einem gesunden Gleichgewicht. Bei Tests mit dem isolierten L. johnsonii-Stamm von diabetes-resistenten Ratten  an diabetes-neigenden Ratten konnte die Entstehung von Typ1-Diabetes gehemmt oder verzögert werden. Das liegt nahe, dass das Darmmikrobiom einen potenziellen Einfluss auf Typ-1 Diabetes hat und therapeutisches Potenzial besteht. [20]
Lactobacillus gasseri
Kommt natürlich in der Muttermilch vor. In einer japanischen Studie zu Fettleibigkeit [21] wurde mit L. Gasseri fermentierte Milch an 210 Personen getestet. Nach 12 Wochen wurde das gesundheitlich problematische Eingeweidefett um -8.2 bis -8.5% je nach Dosierung 106 bis 108 KBE reduziert. Weiter war der BMI (Bodymassindex), Taillen- und Hüftumfang und die Körperfettmasse in der 12 Woche ebenfalls signifikant verringert.
Lactobacillus helveticus
L. helveticus senkt leicht bis mittelerhöhten Blutdruck  ohne Nebenwirkungen, was eine Doppelblindstudie mit 40 Probanden zeigt [24] L. heveticus wurde in mehreren Studien bereits im Zusammenhang mit dem Kalziumstoffwechsel [23] untersucht und zeigt zusammen mit kalziumreicher Nahrung einen günstigen Effekt auf die Blutserumwerte von Kalzium. Eine weitere Studie zeigt einen positiven Effekt auf die Schlafqualität bereits nach kurzer Zeit, wenn L. helveticus fermentierte Milch eingenommen wird. [25]
Lactobacillus plantarum
Produziert Plantaricine [2], was ein bakterielles Antibiotika ist und Mucine (schleimbildende Substanzen), die vor schädlichen Keimen schützen. In Studien konnte bei täglicher Einnahme ein Rückgang von Blähungen aufgezeigt werden [1]. Einsatz auch bei Reizdarmsyndrom und resultierenden Bauchschmerzen. Hilft wahrscheinlich bei der Proteinverdauung, da es Gelatine verflüssigen kann. Gelatine besteht zu fast 100% aus Protein. Probiotika vermindern das Darmkrebsrisiko bei Ratten [5]. Ob dies auch auf den Menschen zutrifft, ist nicht gesichert.
Lactobacillus reuteri
In einer Doppelblindstudie [22] über zwei Wochen mit 59 Patienten, die an mitterer bis schwerer Zahnfleischentzündung litten, konnte das Bakterium L. reuteri eine Verringerung der Entzündung und zudem ein Rückgang von Zahnablagerungen (Plaque) bewirken, gegenüber der Placebo-Gruppe. Ein Bakterium, das neben der Darmflora auch der Mundflora sehr gut tut.
Lactobacillus salivarius
Hilft gegen krankmachende Keime und hilft bei schmerzhaften Blähungen. Bei einigen Kindern konnte ein Rückgang von Neurodermitis beobachtet werden [3]
Streptococcus thermophilus
Ist ein kugelförmiges Milchsäurebakterium. Wird mit anderen probiotischen Bakterienstämmen erfolgreich bei Durchfall eingesetzt [14]

 

 

Rechtlicher Hinweis:

Die Anwendungsgebiete in der Naturheilkunde einzelner Inhaltsstoffe dienen der Information und ersetzen nicht die fachliche Beratung durch einen Mediziner oder Heilpraktiker. 

Studiennachweise / Literatur:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20501441   https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20071048    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10852059 [1] https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Lactobacillus%20plantarum%20299v [2] https://www.vitalstoffmedizin.com/probiotika/lactobacillus-plantarum.html  [3] https://insights.ovid.com/article/00004836-201411001-00012
[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20501441 [5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20568896
[6] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5647431/ [7] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6081611/ [8] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30621211 [9] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17229535 [10] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11069570 [11] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15076628
 [12] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12906063 [13]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16863564 [14] https://www.aerzteblatt.de/archiv/34207/Probiotika-zur-Praevention-Antibiotika-assoziierter-Diarrhoe [15] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7898374 [16] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6771309 [17] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/4373425 [18] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10664915 [19] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4786373/ [20] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20463897 [21] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23614897  [22] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16878680 [23] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15268972 [24] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16093403 [25] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17851460